Club-Meeting November 2022

Behshid Najafi

"Demokratie lebt vom ständigen Einsatz für Menschenrechte"

Behshid Najafi, die Mitbegründerin des Vereins agisra e.V. berichtete uns über ihren Werdegang und ihren Einsatz für Menschenrechte. Sie floh1984 nach dem Studium der Politikwissenschaften und Pädagogik aus dem Iran und lebt seit 1986 in Deutschland. Seit über dreißig Jahren setzt sie sich in Deutschland für die Menschenrechte von Migrantinnen und geflüchteten Frauen ein. Sie ist eine Streiterin gegen diskriminierende Gesellschaftsstrukturen. Dies war auch der Anlaß zur Gründung von agisra e.V., einer Informations-und Beratungsstelle von und für Migrantinnen, geflüchtete Frauen und von Diskriminierung jeglicher Art betroffenen Frauen. agisra e.V. ist regional und überregional mit anderen Organisationen vernetzt. Die Projektarbeit umfaßt Wohnprojekte, Unterstützung bei Bildung und Ausbildung, Gesundheit oder Asylverfahren und Aufenthaltsrecht. Die Finanzierung von agisra e.V. erfolgt über Zuschüsse aus EU, Bund, Land und Kommune; ein weiterer beträchtlicher Anteil kommt aus Spendengeldern und Fördermitteln aus Stiftungsfonds. Für ihren jahrelangen Einsatz und Mut für Frauen mit Migrations- und Flüchtlingsgeschichte erhielt Behshid Najafi im Jahr 2022 als 2. Preisträgerin den 2020 ins Leben gerufenen, mit 5.000 Euro dotierten Kölner Else-Falk-Preis. Auch die Aufnahme in den Kölner Frauen*Stadtplan – Starke Frauen.Starkes Köln. ist eine Visualisierung ihres überragenden Engagements. Behshid Najafi hofft, daß das 30-jährige Bestehen von agisra e.V. im kommenden Jahr mit einem neuen Büro in Ehrenfeld gefeiert werden kann, denn dann soll die Einrichtung endlich auch barrierefrei sein. 

In ihrem Vortrag thematisierte Behshid Najafi, dass der Grundsatz gleiche Rechte für alle Menschen, trotz Unterschieden gilt. Ihre Antriebsfeder ist die Überzeugung, dass es eine Gesellschaft ohne jegliche Diskriminierung geben muß, der man mit kleinen, aber hartnäckigen Schritten begegnet und dann auch erfolgreich werden kann. Sie fordert eindringlich ein, dass Frauenrechte Menschenrechte sind und dass Menschenrechtsverletzungen an Frauen auf Schärfste bekämpft werden müssen.
Patriarchale Strukturen führen zu Menschenrechtsverletzungen, wie man an Autokratien und Diktaturen sehen kann, in denen es an Rechtsstaatlichkeit fehlt. Aber auch in Demokratien konnten patriarchale Strukturen nur langsam abgebaut werden. Sie erinnerte, dass selbst in einem demokratischen Land mit hoher Rechtsstaatlichkeit wie Deutschland erst ab dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts es Frauen möglich wurde, Rechte gegen psychische und physische Gewalt einzuklagen. Diese Gesetzesänderungen haben die Frauen selbst erkämpft, sie sind ihnen nicht zugefallen.

Selbst wenn die Veränderungen sehr langsam voranschreiten, ist es die unumstößliche Haltung von Behshid Najafi, dass Frauen weiter kämpfen müssen um Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Menschenrechte. Diese sind schließlich universell und unveräußerlich und dürfen niemandem abgesprochen werden. Dafür wird sie weiter kämpfen, auch wenn sie nach ihrem ruhestandsbedingten Ausscheiden nun nicht mehr hauptamtlich für agisra e.V. tätig ist.

Der beeindruckende Vortrag endete mit einigen Verständnisfragen aus dem Publikum und einer gemeinsamen Diskussion.